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09.05.2012
Versöhnen und Verzeihen in Paarbeziehungen - Suhl

09.-12.05.2012

Mit unserem Jahrestagungsthema greifen wir ein Kernthema jeder Beratung auf. In vielen Beratungsgesprächen werden Fragen angesprochen, die mit Versöhnung und Verzeihung zu tun haben: gelingt Versöhnung wird die Beziehung vertieft und intensiver erlebt. Der Weg zur Versöhnung ist jedoch manchmal schwer.

Beratungsarbeit ist oft Versöhnungsarbeit. Es geht dabei um die Versöhnung mit der eigenen Lebensgeschichte, um den Umgang mit Verletzungen, die Partner sich gegenseitig zufügen: Streit, Abwertung, Kränkung, Entzug der Liebesgefühle, sexuelle Untreue. Vieles lässt sich in der Beratung lösen: Beratung kann helfen alternative Verhaltensweisen zu entwickeln, nicht vereinbar scheinende Wünsche, Bedürfnisse und Vorstellungen zu thematisieren und einen neuen gemeinsamen Weg zu finden. Tiefgehende Verletzungen aber können nicht einfach aus der Beziehung gelöscht werden. Beratung kann dabei helfen, dass Anerkennung der Verletzungen und Wertschätzung des Verletzten ihren Raum bekommen, damit Verzeihung möglich wird und Versöhnung gelingen kann. Rituale der Versöhnung können dabei sehr hilfreich sein.

Vorträge und Arbeitsgruppen bieten die Möglichkeit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ziele der Jahrestagung sind:

   Verzeihen und Versöhnen als Thema in der Beratung aus theologischer und psychologischer Sicht zu reflektieren,

   den Beraterinnen und Beratern methodisch-didaktische Anregungen für die Praxis ihrer Beratungsarbeit mitzugeben,

   den Beraterinnen und Beratern fachlich-interdiszi-
plinären Austausch zu ermöglichen.

Themen der Vorträge sind die Versöhnung mit sich selbst und der eigenen Geschichte, Schuld und Versöhnung in der Partnerschaft. Ein Vortrag wird aus der Sicht der Schematherapie zeigen wie der Neuanfang gelingen kann.

In den Arbeitsgruppen werden verschiedene Aspekte von Versöhnung und Verzeihung entfaltet, auch die Grenzen von Versöhnung werden in den Blick genommen, etwa bei Missbrauch und Körperverletzung.

Die Arbeitsgruppen werden aus den unterschiedlichen therapeutischen Richtungen und Methoden praxisnahe Anregungen für die Beratungsarbeit vorstellen und vermitteln.

Die inhaltliche Arbeit der Jahrestagung wird ergänzt durch Möglichkeiten der Begegnung, fachliche und persönliche Gespräche, spirituelle Impulse, die gemeinsame Eucharistiefeier und den festlichen Abend.

Wir danken der Katholischen Bundesarbeitsgemeinschaft für Beratung e.V. für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Unser Dank gilt auch dem Bundesminsterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für die finanzielle Unterstützung der Jahrestagung als zentrale Fortbildungsveranstaltung des Bundesverbandes. Wir erreichen mit der Jahrestagung viele Kolleginnen und Kollegen; damit geben wir wichtige Impulse für die Qualitätssicherung und -entwicklung der institutionellen Ehe-, Familien- und Lebensberatung über die diözesanen Grenzen hinaus.

 

 

Vergeben und Verzeihen in Paarbeziehungen – Projekt des BV-EFL von 2012 bis 2017

Schon in früheren Untersuchungen (z.B. Plack, Kröger, Hahlweg und Klann, 2008) war deutlich geworden, dass es einen hohen Voraussagewert für das Scheitern einer Beziehung hat, wenn Vergeben und Verzeihen nicht gelingt. Mit Blick auf die Relevanz von Vergebenskompetenz von Menschen hatte der Bundesverband katholischer Ehe-, Familien- und Lebensberaterinnen und – berater e.V. (im Folgenden: BV-EFL) im Jahr 2012 das Thema "Vergeben und Verzeihen in Paarbeziehungen" als inhaltlichen Schwerpunkt für seine Fortbildungstagung gewählt.

Im Anschluss an die Tagung entstand die Idee, sich diesem Thema mit empirischen Methoden der Sozialforschung zu nähern. Ziel der Untersuchungen war es herauszufinden, über welche Fähigkeiten und Voraussetzungen Personen, die sich von ihrem Partner/ ihrer Partnerin verletzt fühlen, oder die ihrem Partner/ ihrer Partnerin Kränkungen zugefügt haben verfügen sollten, damit Vergebungs- und Verzeihensprozesse gelingen können. In Zusammenarbeit mit dem Psychologischen Institut der TU Braunschweig (Dr. Christoph Kröger) sowie der Katholischen Hochschule Mainz (Prof. Dr. Peter Kohlgraf) gab der BV-EFL als Projektträger eine deutschlandweit repräsentative Umfrage - nach unserer Kenntnis die erste zu diesem Thema - bei TNS EMNID in Auftrag. 1396 Personen nahmen daran teil. Parallel dazu wurden im Zeitraum von Dezember 2012 bis April 2014 Paare befragt (276 Personen), die Klient:innen in einer Beratungsstelle waren. Als Kontrollgruppe wurden 266 Personen befragt, die aktuell keine Beratung in Anspruch nahmen. Die offenen Antworten bei diesen Befragungen wurden von einer Seminargruppe unter Leitung von Professor Dr. Peter Kohlgraf qualitativ ausgewertet.

In den Umfragen wurde übereinstimmend deutlich, dass ein hoher Prozentsatz der Befragten ratlos ist, welche Schritte man tun kann, um zu vergeben, oder um Verzeihung zu bitten. Kränkungen, seelische Verletzungen, die nicht bewältigt werden, wirken sich negativ auf die Paarbeziehung aus. Diese Ergebnisse zeigen, dass es dringend notwendig ist, prophylaktische Angebote in der Erwachsenenbildung, in der Jugendarbeit und in Schulen zu machen, um die "Vergebenskompetenz" von Menschen zu fördern.

Im Februar 2015 lud der BV-EFL zu einer Tagung nach Köln ein, in der die ersten Ergebnisse der empirischen Untersuchungen vorgestellt und in Arbeitsgruppen diskutiert wurden. Etwa 100 Kolleg: innen nahmen daran teil.

Die „AG Modulhandbuch“, der Kolleg:innen aus Beratungsstellen und Mitwirkende an der Erarbeitung, Durchführung und Auswertung des Fragebogens angehörten, entwarf die Grundlagen für das Buch "Versöhnungsprozesse in der Paartherapie". Es erschien 2017 im Jungfermann-Verlag, Herausgeberin ist Friederike v. Tiedemann - unter Mitarbeit von Dr. Joachim Engl, Andrea Herzog, Dr. Notker Klann, Dr. Peter Kohlgraf, Erhard Scholl, Dr. Franz Thurmaier, und Norbert Wilbertz. Darin werden die empirischen Ergebnisse vorgestellt und konkrete Anregungen zum zielorientierten Vorgehen gegeben, um Versöhnungsprozesse in der Paartherapie zu unterstützen. Versöhnung als Thema christlicher Erfahrung und theologischer Reflexion wird angesprochen.

Prof. Dr. Nina Heinrichs (Universität Bielefeld, Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft, Abteilung Psychologie) verfolgt das Thema "Vergeben und Verzeihen" auf wissenschaftlicher Ebene weiter.

Dank gilt dem BV-EFL, der die Kosten für das Projekt "Vergeben und Verzeihen" in Höhe von etwa 40.000 Euro übernommen hat.

Zusammengestellt: Erhard Scholl/ Dr.Notker Klann

 

Link zur Titelseite vom Buch:

https://www.vontiedemann.de/publikationen.html


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