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04.05.2011
Patchwork und andere Lebensformen - Suhl

04.-07.05.2011

Unsere Lebens- und Familienwelt ist bunt. Die immer noch bestehende Sehnsucht der Menschen nach einer lebenslangen, glücklichen Partnerschaft und Ehe erfüllt sich immer weniger. Die Zahl der Ehescheidungen wächst, lebenslange Partnerschaft wird zunehmend häufiger abgelöst von Lebensabschnittsgemeinschaften. Eine große Zahl der Kinder lebt mit der alleinerziehenden Mutter und selten mit dem alleinerziehenden Vater oder wächst in zusammengesetzten Familien oder Stieffamilien genannt, auf. Viele Kinder haben wechselnde Lebensformen, sie leben bei einem Elternteil und sind zu Besuchswochenenden Gast bzw. Mitglied eines anderen Familiensystems in der Partnerschaft mit oder ohne Kinder des zweiten Elternteils. Alleinerziehende Eltern gehen wieder neue Bindungen ein und so wechselt das Bezugssystem.

Diese neuen Familienformen der zusammengesetzten Familie bieten viele Chancen und Entfaltungsmöglichkeiten - die Zahl der unterstützenden Erwachsenen, Eltern, Großeltern und Geschwister wächst. Es gibt aber auch Probleme und Schwierigkeiten: den Platz in der neuen Familie, den Eltern und den Geschwistern gegenüber zu finden. Sich im neuen System zuhause, sicher und geborgen zu fühlen, braucht Zeit und liebevolle Annahme.    

Für die Partner ist es häufig schwierig, ihre Beziehung zu gestalten, die ja gleich als Familie beginnt und die Phase der Nur-Partnerschaft fehlt. Die Pflege der Partnerschaft kommt häufig zu kurz. Der Umgang mit den Kindern des Partners, der Partnerin - ob als „Besuchskinder“ oder feste Familienmitglieder - ist oft nicht leicht. Es braucht Zeit und Unterstützung, bis eine Stieffamilie zusammenwächst. Zunehmend mehr sind wir in den Beratungsstellen angefragt, die Familien bei der Gestaltung dieses Beziehungsnetzes und bei der konstruktiven Bewältigung der dabei auftretenden Konflikte zu begleiten.

Auf unsere Beratungsstellen kommen immer mehr Anfragen von Familiengerichten zu, mit hochstrittigen Eltern Umgangsvereinbarungen für die Kinder zu erarbeiten (§ 156 FamFG). Auch wenn die Eltern nicht mehr Paar sein können, dient es der Erhaltung der Gesundheit der Eltern und dem Wohlergehen der Kinder, ist es Friedensarbeit, die Kommunikationskompetenz des Paares als Eltern zu stärken.

Viele Menschen bleiben aber auch nach Trennung und Scheidung oder Tod eines Ehepartners unfreiwillig allein und leiden darunter.

Auch die Zahl der gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften nimmt zu. Hier erleben Kinder nur weibliche oder männliche Elternpaare. Die Kinder müssen sich damit auseinandersetzen, dass der Papa/ die Mama die Familie verlässt, weil er/sie eine homosexuelle Liebe lebt.

 

Unsere Jahrestagung will einige Aspekte dieser Lebens- und Familienwelt beleuchten.

Dr. Michael Meusers, Oberarzt im Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke und Supervisor wird einen Überblick geben über die sich verändernde Familienwelt: “Von der Kern- zur Patchworkfamilie.“, lautet das Thema seines Vortrags.

Der zweite Vortrag von Dr. Birgit Böhm, Psychotherapeutin und Supervisorin nimmt das Thema „Trennung und Scheidung“ aus der Sicht der Kinder in den Blick.

In einem dritten Vortrag von Dr. Ruthard Stachowske - Leiter einer Jugendhilfeeinrichtung in Lüneburg - werden die Probleme einer Patchworkfamilie aus der Mehrgenerationenperspektive betrachtet.

Norbert Wilbertz, Leiter der Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Bistum Münster, wird den Beitrag der Ehe- und Familienberatung als Unterstützung für Einzelne, Paare und Familien in einer sich verändernden Lebenswelt verdeutlichen. Er verfügt über jahrzehntelange Erfahrung als Berater und als Fachreferent und hat die Ehe-, Familien- und Lebensberatung durch intensive politische Arbeit und Vertretung in den kommunalen Gremien sehr erweitert und ausgebaut.

Wie jedes Jahr wird ein bunter Reigen themenbezogener Arbeitsgemeinschaften das Thema ergänzen, vertiefen und praxisnah dazu beitragen, die eigene beraterisch-therapeutische Kompetenz für die Beratung von Patchwork-Familien zu erweitern.

Die inhaltliche Arbeit der Jahrestagung wird ergänzt durch Möglichkeiten der Begegnung, fachliche und persönliche Gespräche, spirituelle Impulse, die gemeinsame Eucharistiefeier und den festlichen Abend. Der Tagungschor unter Leitung von Gregor Hentschel wird mit seiner besonderen Liedauswahl ein Glanzpunkt des festlichen Abends sein. Der Chor wird auch die Eucharistiefeier am Samstag früh mitgestalten.

Wir danken der Katholischen Bundesarbeitsgemeinschaft für Beratung e.V. für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Unser Dank gilt auch dem Bundesminsterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für die
finanzielle Unterstützung der Jahrestagung des Bundesverbandes als zentrale Fortbildungsveranstaltung für die Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen in katholischer Trägerschaft. Wir erreichen mit der Jahrestagung viele Kolleginnen und Kollegen; damit geben wir wichtige Impulse für die Qualitätssicherung und -entwicklung der institutionellen Ehe-, Familien- und Lebensberatung über die diözesanen Grenzen hinaus.