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Das rasante Tempo der technischen Entwicklungen im Bereich der neuen Kommunikationsmittel bringt bisher nicht gekannte Anforderungen, Herausforderungen, Gefährdungen, aber auch Chancen für Kommunikation und Beziehungsgestaltung mit sich. Längst ist die gute alte Schreibmaschine dem Computer gewichen, man mailt und schreibt SMS-Nachrichten, handgeschriebene Briefe gewinnen Seltenheitswert. Geschäftliche Besprechungen werden ersetzt durch Chat-Konferenzen, Familien bleiben im Kontakt per Skype.
Auch wir Beraterinnen und Berater benutzen zunehmend selbstverständlicher das Medium Internet, informieren uns schnell über Suchmaschinen, verschicken selbstverständlich Mails. Auch wir sind von den neuen Medien beeinflusst und geprägt, ohne dass wir uns dessen immer bewusst sind.
In unseren Beratungen erfahren wir immer häufiger, dass Kontakte, Partnerinnen oder Partner häufig im Netz gesucht werden. Wir sprechen mit Eltern, die sich um die Zukunft ihrer Kinder sorgen, wenn diese Bilder von sich in Schüler - oder Studentennetzwerken veröffentlichen, immer mehr Zeit vor dem Computer verbringen.
Schattenseiten werden deutlich: Ohne Handy und Zugang zum Internet können Jugendliche nicht sein. Konflikte in der Familie sind vorprogrammiert.
Wie können wir wirksam helfen ?
Die Allgegenwart des Internet hat auch einschneidende Wirkungen auf die Gestaltung von Beziehungen unter den Erwachsenen, wie wir in unseren Beratungsstellen immer öfter erfahren: Nähe und Intimität, im Chat gewonnen, halten in der Begegnung „face to Face“ häufig nicht das, was versprochen wurde, was man sich versprochen hat. Hemmschwellen werden schnell überschritten, weil man sich nicht sieht, hört und spürt, Intimes wird vorschnell preisgegeben, Diskretion verletzt.
Wir erfahren, dass Spielwiesen für Sexdates und schnelle Partnerkontakte leicht zugänglich sind, dass man aber oft nicht im Blick hat, was die Flucht in die Welt der schnellen Begegnung für die reale Paarbeziehung bedeutet: häufig spitzt sich die konflikthafte Beziehung zwischen den „realen“ Partnern in der Familie durch den entdeckten Flirt im Internet noch zu.
In zweifacher Hinsicht besteht Gefahr, der Faszination der neuen Medien zu erliegen: entweder man schwärmt von den Möglichkeiten, die die neuen Medien bieten, oder man wittert im Internet nur Gefahren für Ehe und Familie. Daher wollen wir mit der Jahrestagung 2010 die Chancen und Risiken der neuen Medien für die Paarbeziehung, für das Miteinander in der Familie ins Auge fassen.
Neben diesem Schwerpunkt soll es aber auch um andere Kommunikationsformen gehen, um die vielfältigen Zugänge und Möglichkeiten, die zum bewussteren Umgang und dem Gelingen von Paar- und Familienbeziehungen beitragen können. Gelingt es, Beziehungen immer bewusster zu gestalten, eigene Möglichkeiten zu entdecken, einen Beitrag zum guten Miteinander in der Paarbeziehung und Familie zu leisten, ohne die Achtsamkeit im Umgang mit sich selbst aus dem Blick zu verlieren, ist damit ein guter Weg begonnen, den Gefahren der neuen Medien wirkungsvoll zu begegnen. In der Beratung können wir den Wunsch nach intensiverer Kommunikation, die Sehnsucht nach Angenommensein und Beheimatung aufgreifen und mit den Klientinnen und Klienten Wege finden, damit der Wunsch nach Angenommensein, nach Anerkennung und Zuneigung Realität wird. Gelingt dies, wird das world-wide-web nicht mehr als Ersatz für ungelebte Wünsche und Sehnsüchte herhalten müssen, können Internet-Portale Zugang zu Informationen sein, Spaß bringen, Freundschaften können entstehen und gepflegt werden, die Verbindung zu den Angehörigen in der Ferne können per mail oder skype gut und leicht gehalten werden.
Die Beraterinnen und Beraterinnen sollen durch die Referate und Workshops der Jahrestagung ihre Erfahrungen und Kompetenzen erweitern, die Bedeutung der neuen Medien in ihrer Auswirkung auf die Beziehungsgestaltung von Paaren genauer kennenlernen. Die Referate und Gruppenangebote sollen ein Angebot sein, neue Interventionsmethoden zu erarbeiten bzw. zu erweitern, um Paaren, Familien und Einzelnen in diesem Problemfeld wirksame Entlastung zu bieten und neue Problemlösungen zu entwickeln.
Die inhaltliche Arbeit der Jahrestagung wird ergänzt durch Möglichkeiten der Begegnung, fachliche und persönliche Gespräche, spirituelle Impulse, die gemeinsame Eucharistiefeier und den festlichen Abend.
Wir danken der Katholischen Bundesarbeitsgemeinschaft für Beratung e.V. für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Unser Dank gilt auch dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für die finanzielle Unterstützung der Jahrestagung als zentrale Fortbildungsveranstaltung.
Von der Jahrestagung des Bundesverbandes gehen vielfältige Impulse und Anregungen für die Praxis der Beratung aus. Wir wünschen, dass diese Impulse für die Klientinnen und Klienten, die sich an unsere Beratungsstellen wenden, fruchtbar und hilfreich sein werden.